Österreichs Wirtschaft drängt auf Impulse für Wasserstoff-Lkw

Österreich strebt Klimaneutralität bis 2040 an. Dabei wird neben Elektro- auch Wasserstoffmobilität an Bedeutung gewinnen. Das Konsortium H2-Mobility Austria hat dies erkannt und strebt an, bis 2030 rund 2.000 Wasserstoff-Schwerlastfahrzeuge als Ergänzung zum Bahngüterverkehr auf die Straßen zu bringen. Dadurch könnten die CO2-Emissionen um 35 Prozent reduziert werden.

Laut einer neuen Deloitte Studie legen diese Fahrzeuge den Grundstein für eine lokale Wasserstoffindustrie. Jedoch sei die Bundesregierung gefordert, klare Rahmenbedingungen wie Fördermodelle und eine eindeutige Kennzeichnung von grünem Wasserstoff zu schaffen. Denn für Langstecken wird es notwendig sein, Fahrzeuge ohne Verbrennungskraftmaschinen einzusetzen.

„Bei vielen Unternehmen sind zwar bereits batteriebetriebene Fahrzeuge im Einsatz, jedoch erreichen diese nicht das notwendige Ladevolumen sowie die benötigte Reichweite. Wasserstoff-Lkw können hingegen für Fahrten mit einer höheren Reichweite eingesetzt werden und stellen somit ein wesentliches Verbindungsglied zwischen Bahn und Straße dar“, erklärt Alexander Kainer, Partner bei Deloitte Österreich.

Das Beratungsunternehmen rechnet damit, dass in Österreich 80 Prozent der technologischen Mehrkosten in der Tankinfrastruktur und bei den Fahrzeugen gefördert werden könnten. Um bis 2030 rund 2.000 Fahrzeuge auf die Straße zu bringen und dafür auch die notwendige Tankinfrastruktur zu schaffen, wären rund 460 Mio. Euro an Fördervolumen nötig.

Die Wasserstoffproduktion und der Aufbau der Tankstelleninfrastruktur würden dem Standort Österreich eine zusätzliche Wertschöpfung von 475 Mio. Euro bringen. Bei 2.000 Fahrzeugen bedeutet das eine Einsparung von 70 Mio. Tonnen Dieselkraftstoff, der durch österreichischen grünen Wasserstoff ersetzt wird.

„Die Wasserstoff-Schwerlast-Lkw würden jährlich zu einer CO2-Reduktion von rund 24.000 Tonnen führen und den Feinstaub um bis zu 50 Prozent senken“, rechnet Alexander Kainer vor. „Zudem könnten bis 2030 durch die Initiative 3.000 bis 4.000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden.“

Aktuell übertreffen die berechneten Kosten für Wasserstoff-Lkw und eine flächendeckende Tankinfrastruktur noch die Kosten der vorhandenen Infrastruktur für die Betankung von Dieselfahrzeugen. „In den nächsten zwei Jahren müssen in Kooperation mit der Bundesregierung klare Rahmenbedingungen geschaffen werden, um diese Kosten für die Wasserstoff-Infrastruktur merklich zu senken und Investitionssicherheit für die Unternehmen zu schaffen“, fordert H2-Mobility Austria.

„Damit wir Emissionen auch im Schwerverkehr reduzieren, müssen wir jetzt in Österreich die Wasserstoffmobilität vorantreiben“, so Peter Umundum, Vorstand der Österreichischen Post AG. „Grüner Wasserstoff muss dabei klar gekennzeichnet sein. Gemeinsam mit anderen großen Unternehmen sind wir als Fuhrparkbetreiber bereit, einen Teil der Mehrkosten zu tragen. Am Beginn der Transformation braucht es aber auch Unterstützung der öffentlichen Hand. Beim Ausbau der E-Mobilität hat sich gezeigt, wie gut das funktioniert.“

In unseren Nachbarländern wird Wasserstoff im Schwerlastverkehr bereits erfolgreich eingesetzt. In der Schweiz sind beispielsweise derzeit schon 50 Wasserstoff-Lkw unterwegs. Auch Deutschland setzt ein positives Signal: Nachhaltige Mobilitätslösungen bei Fahrzeugen und Infrastruktur werden mit 80 Prozent der Investitionskosten gefördert.

„Unsere Nachbarn in der DACH-Region machen es vor – Österreich sollte jetzt nachziehen. Es gilt die erforderlichen Voraussetzungen zu schaffen, um die heimische Infrastruktur flächendeckend auf- und eine Wasserstoff-Lkw-Flotte auszubauen“, appelliert Wolfram Senger-Weiss, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Gebrüder Weiss GmbH. Das Logistikunternehmen betreibt seit dem Vorjahr bereits einen Wasserstoff-Lkw in der Schweiz. Ihm folgen in 2022 zwei weitere Einheiten – und man denkt auch an Schritte in Österreich!

Rolf Dreisbach, Geschäftsführer der AVL List GmbH: „2.000 Wasserstoff-Schwerlastwagen auf Österreichs Straßen – das ist ein erster Meilenstein. Die Produktion von grünem Wasserstoff bedeutet ein Insourcing von Treibstoffen in die heimische Produktion von nachhaltigem Strom. Für Unternehmen in Österreich bietet sich die Chance, in den Aufbau der Infrastruktur zu investieren und eine führende Rolle in der weltweiten Lieferkette für die Produktion von Wasserstoff-Lkw einzunehmen.“

Das H2 Mobility-Konsortium wurde 2021 gegründet und besteht aus Unternehmen, die die gesamte Wertschöpfungskette der Wasserstoffindustrie abdecken. Folgende 11 Partner haben sich zusammengeschlossen: AVL List GmbH, Gebrüder Weiss GmbH, Magna International Inc, OMV AG, Österreichische Post AG, REWE-Group, Rosenbauer International AG, Spar Österreichische Warenhandels-AG, Verbund AG, WKO, Worthington Cylinders GmbH.

www.deloitte.at

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