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Das „Aus für Verbrennungsmotoren“ stellt ohne Alternativen die Versorgungssicherheit infrage

Solange die Politik alle Alternativen verhindere, stelle das vom EU-Parlament am 8. Juni beschlossene Verbot für den Verkauf von Verbrennungsmotoren ab 2035 Österreich vor unlösbare Probleme, so der Zentralverband Spedition & Logistik. Präsident Alexander Friesz: Der Straßengüterverkehr ist ein wesentlicher Hebel zur Erreichung der EU-Klimaziele. Wir wissen das und treten seit langem nachdrücklich für die Umsetzung entsprechender Maßnahmen ein. Wenn die Politik aber weder den Einsatz von e-Fuels noch von Wasserstoff noch von energie-effizienten LKW ermöglicht, werden Warenverkehr und Güterversorgung in ihren Grundzügen gefährdet, da die Alternativen fehlen.

„Die Reaktion von Frau Bundesministerin Leonore Gewessler auf den Parlamentsbeschluss, dass die Zukunft des Verkehrs elektrisch sei, stimmt leider nur für die Kurzstrecke. Bei LKW geht im Langstrecken- und Schwerverkehr mit Strom aus heutiger Sicht gar nichts. Weder beim Batteriegewicht noch bei Reichweiten oder Ladezeiten sind praktikable Lösungen zu erkennen.“ Die Branche setze laut Friesz ihre letzten Hoffnungen in den für Herbst erwarteten Masterplan Güterverkehr: „Wir haben bereits wiederholt umfassende Lösungen für die Ökologisierung des Straßengüterverkehrs aufgezeigt. Wir sollten nicht vergessen, dass selbst bei den optimistischsten Prognosen die Bahn nicht mehr als 40 % des künftigen Gütervolumens bewältigen kann. Nur gemeinsam können wir die Mehrheit von 60 % so grün wie möglich machen.“

Österreich lässt wesentliche Öko-Hebel ungenützt

Sorgen macht dem Zentralverband die Untätigkeit der politisch Verantwortlichen im Bereich vorhandener Lösungen. Die vergangene Woche – spät aber doch – präsentierte Wasserstoff-Strategie für Österreich wird zwar grundsätzlich begrüßt, an vielen Ecken und Enden fehle es aber an Konkretem. So müsste sowohl Wasserstoff für den Schwerverkehr aktiv gefördert als auch die Errichtung von Lade- und Produktions-Infrastruktur massiv vorangetrieben werden. Bei der Förderung gehe es zudem um eine Gleichbehandlung aller alternativen Antriebsformen. Friesz: „Bei der E-Mobilität gibt es keine Auflagen, wo der Strom herkommt. Bei Wasserstoff ist nur die Verwendung von neuem, zusätzlich gewonnenem erneuerbarem Wasserstoff förderbar. Ein Vertrag mit bestehenden Lieferanten von grünem Wasserstoff wird nicht als förderungswürdig anerkannt. Das ist eine klare Ungleichbehandlung. Technologieneutralität, wie von uns und auch von der EU-Kommission eingefordert, um die Ziele erreichen zu können, sieht anders aus“. Nicht nachvollziehbar ist für die Branche auch die Industrielastigkeit der österreichischen H2-Strategie, die damit ausgerechnet den alternativlosen Güterverkehr so gut wie unbeachtet lasse. „Unsere Unternehmen investieren Millionen in Klimaschutzmaßnahmen und werden dabei von der Politik in jeder Hinsicht alleingelassen.“

Verpasste Chance e-Fuels

Ein generelles Verbot von Verbrennungsmotoren lasse auch das große Potenzial von CO2-Reduktionen durch e-Fuels ungenützt. Zentralverband-Geschäftsführer Oliver Wagner: „Hier wäre eine bestehende Technologie mit nur geringen Adaptionen sofort einsetzbar, auch die Tankinfrastruktur wäre grundsätzlich schon vorhanden. Geht das Verbot zu 100 % durch, wird das Kind mit dem Bad ausgeschüttet. Die Umwelt wird das nicht freuen.“ Diese und andere alternative Antriebsformen müssen zumindest als Übergangstechnologien bis 2040 zugelassen werden, wenn man eine Chance haben wolle, die Klimaziele zu erreichen.

Hoffnung in EU-Schwenk bei Maßen und Gewichten von LKW

Sehr zu begrüßen sind aus Sicht der Branche die vermehrten Anzeichen, dass die EU-Kommission im Rahmen ihrer Klimaschutzpolitik auch auf längere und schwerere LKW setzen will. In einer öffentlichen Konsultation zur Überarbeitung der Richtlinie für Gewichte und Abmessungen für schwere Nutzfahrzeuge (96/53/EG) sammelt sie bis zum 19. Juli noch Meinungen dazu und will den Vorschlag für eine Neufassung der Richtlinie im vierten Quartal 2022 vorlegen. Die Kommission hat damit die Diskussion über längere LKW und über den Nutzen aerodynamischer Verbesserungen an den Fahrzeugen neu eröffnet:

  • Europäische Modulare Systeme (EMS) mit Fahrzeugkombinationen von 25,25 Metern Länge sollen grenzüberschreitend fahren.
  • Gewichte und Höchstmaße sollen auf die in der EU am häufigsten zugelassenen Werte angehoben werden.
  • Anreize oder Vorschriften für aerodynamische Änderungen, Länge, Gewicht, Achslast und Ladekapazität sollen speziell für emissionsfreie Lkw angepasst werden.
  • Die Kommission denkt zudem darüber nach, den im intermodalen Verkehr eingesetzten LKWs mehr Ladungskapazität zu gestatten.

Wagner: „Sinnvolle und richtig umgesetzte Vorgaben bei Aerodynamik, Länge und Volumen können den Verbrauch und damit die Emissionen um bis zu 30 % reduzieren. Dazu müsste aber auch Österreich von seinem besonders restriktiven Kurs abgehen.“

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